Anfang Juli 2019 nutzte ich ein verlängertes Wochenende für einen Besuch der Provence, um dort die Lavendelfelder Valensoles fotografisch zu erkunden. In meinem Reisetagebuch erwarten dich neben präzisen Angaben zu den Top-Locations Geschichten von sengender Hitze, schlaflosen Nächten und glühenden Augen in der Nacht ...
Solltest du es eilig haben, findest du die Übersichtsliste der einzelnen Locations und Parkmöglichkeiten, sowie einige Tipps für Deine Provence-Fotoreise in einer Zusammenfassung am Ende meines Reiseberichts.
Freitag, 05.07.2019
Um 03:45 Uhr weckt mich sanft vibrierend meine Smartwatch, neben mir schlummert meine Frau friedlich weiter. Trotz der unchristlichen Zeit weicht die Müdigkeit schnell der Vorfreude auf die kommenden 4 Fototage in Valensole, merkwürdigerweise macht sich aber auch etwas Nervosität breit: Mein erster Solo-Flug, mein erster Solo-Auslandsaufenthalt, ich werde ganz auf mich alleine gestellt sein. In den letzten Jahren habe ich zwar viele Reisen organisiert, hatte auf diesen Trips aber immer Gesellschaft durch Familie oder Freunde.
Der Flug von Düsseldorf nach Marseille kommt mir wie ein Katzensprung vor, nach nicht einmal 2 Stunden landet der Flieger pünktlich um 10:45 Uhr. Da ich ohnehin erst am Nachmittag meine Unterkunft in Gréoux-les-Bains beziehen kann, will ich die Zeit bis dahin nutzen, um ein paar Locations zu scouten.
Ich hole den im Vorfeld gebuchten Mietwagen ab und freue mich über die funktionierende Bluetoothverbindung zum Audiosystem des Peugeots 106. Mit offenem Fenster und der “Best of Gentleman”-Playlist auf voller Lautstärke erreiche ich nach einer guten Stunde Valensole, steuere zielsicher den ersten Spot auf meiner Locationliste (Lavandes Angelvin) an, und bin entsetzt: Massen von jungen Frauen in langen Kleidern und übergroßen Sommerhüten haben das wunderbar gepflegte Lavendelfeld mit den ikonischen Bäumen eingenommen und lassen sich dabei ablichten, wie sie wahlweise munter Lavendelblüten rupfen oder einen Seidenschal im warmen Wind flattern lassen.
Da mir schnell klar wird, dass ich an den bekannten Locations wohl nur in den frühen Morgenstunden die Chance auf ein menschenleeres Landschaftsbild bekommen werde, mache ich mich auf die Suche nach unverbrauchten Spots und originellen Kompositionen. Die Lavendelfelder in Valensole befinden sich in sehr unterschiedlichen Zuständen, nur wenige sind annähernd so gepflegt wie das bei Lavandes Angelvin. Ich finde aber sowohl ein nettes Baumarrangement, als auch eine Location für die blaue Stunde, bei der ich eventuell auch den Mond werde integrieren können:
Zunächst fahre ich aber zu meiner gebuchten Unterkunft im 15 Kilometern entfernten Gréoux-les-Bains, beziehe mein Zimmer und versuche den französischen Fotografen Arnaud Chatelet zu erreichen, den ich bislang nur über Flickr kenne. Da er dieses Wochenende auch nach Valensole kommen wird, haben wir uns lose zum Sonnenuntergang verabredet. Da er noch nicht angekommen ist, gehe ich kurz duschen, fahre zurück nach Valensole und fotografiere bei diesigem Himmel und miesem Licht das Baumarrangement. Die weiter oben erwähnte Analogie zu einer Eltern-Kind-Beziehung weckt meine poetische Ader:
The best I can
Once you’ve been my little baby,
now grown up to a kind young lady.
.
Once so close - now miles apart,
so far away with all my heart.
.
Should you still need me, tell me, then
I’ll shelter you - the best I can.
Leider tauge ich nicht viel als Dichter, aber irgendwie finde ich Gefallen an der Kombination aus dem netten Bildchen und dem “Gedicht” …
Nach einem Blick auf die Uhr stelle ich mit Schrecken fest, dass ich bis zum Sonnenuntergang nur noch 1,5 Stunden Zeit, aber keinen Plan für eine entsprechende Location habe. Arnaud meldet sich, er ist inzwischen in der Gegend und sucht simultan zu mir auch eine geeignete Stelle. Wir verabreden, dass wir uns im Erfolgsfall bei dem jeweils anderen melden.
Ich erkunde mit dem Wagen ein paar Feldwege abseits der Hauptstraße D8 und habe Glück. In unmittelbarer Nähe der Baumszene finde ich ein gepflegtes Feld, die Lavendelreihen laufen von Ost nach West in Richtung des Sonnenuntergangs und es gibt - was mich besonders freut - feldauf, feldab nicht ein einziges Instagirl, das mir Lavendelsträußchen schwenkend ins Bild laufen könnte. Ich informiere Arnaud, der sich aber nicht mehr zurückmeldet. Wahrscheinlich ist er schon schwer beschäftigt, denn bis zum Sonnenuntergang sind es nur noch 20 Minuten. Um das Maximum aus diesem Abend herauszuholen, fordere ich mich selbst heraus: Ich möchte an diesem Feld 3 unterschiedliche Kompositionen finden und fotografieren, die dabei entstehenden Bilder sollen aber einen ähnlichen Bildlook haben. Es entsteht die unten zu sehende Serie …
Mini-Serie “15 minutes”
Inzwischen ist die Sonne untergegangen, ich kontaktiere Arnaud nochmal, erhalte aber immer noch keine Antwort. Mittels eines Facetime-Anrufs melde ich mich bei meiner Familie, zeige ihnen das Feld, über dem inzwischen 2 Ultraleicht-Flieger kreisen, und berichte über meine ersten Erlebnisse in Valensole.
Müde von der Anreise und dem langen Tag überlege ich zu meiner Unterkunft zurückzufahren, versuche aber trotz der einbrechenden Dunkelheit noch die Flieger samt Mond zu fotografieren. Per Trial & Error taste ich mich langsam an die benötigten Einstellungen heran, erst bei ISO 400 wird die Verschlusszeit kurz genug, um die beiden Piloten zumindest halbwegs scharf abbilden zu können.
Ich bin schon auf dem Weg nach Gréoux-les-Bains, als mir an einer Abzweigung die geplante Location für die blaue Stunde wieder einfällt. Da gab es doch diese Szene mit den auf einen Baum zulaufenden Lavendelfeldreihen und dem Haus im Hintergrund, lohnt sich das noch? Eigentlich will ich jetzt nur noch schlafen, gewinne aber knapp den Kampf mit meinem inneren Schweinehund.
Gut, dass ich ein Scoutingfoto mit dem Handy gemacht habe, durch die darin eingebetteten Geokoordinaten finde ich die Location schnell wieder und mache das letzte Bild des ersten Tages, das ich “Purple Dreams” nenne.
Zurück in meiner Unterkunft stöbere ich auf der Suche nach einem bestimmten Spot noch ein wenig im Internet und werde fündig: In einer Facebookgruppe fragt ein Fotograf nach einem ansteigendem Lavendelfeld mit 3 hübschen Bäumchen auf der Kuppe, das ich trotz aller Anstrengungen bisher nicht lokalisieren konnte. Als Antwort bekommt er - und somit auch ich - die entsprechenden Koordinaten präsentiert. Glücklich über diesen Zufallstreffer nehme ich mir vor, dort nach dem Ausschlafen vorbeizufahren …
Samstag, 06.07.2019
Ich wache gegen 11:00 Uhr auf, die Sonne knallt durch das Fenster und hat mein Zimmer bereits jetzt ordentlich aufgeheizt. Der Wetterbericht verspricht für heute mollige 35°C, im Vergleich zu den wohl vorherrschenden Temperaturen von bis zu 46°C in der vergangenen Woche will ich mich aber nicht beschweren. Nach einer kurzen Dusche und dem Frühstück überlege ich, wie ich das Trinkwasser für den Tag im Auto kühl halten soll, daran habe ich bei den Reisevorbereitungen überhaupt nicht gedacht. Mir fällt keine praktikable Lösung ein, und so beschließe ich einfach kleinere Getränkemengen - verteilt über den Tag - im örtlichen Supermarkt zu besorgen.
Ich füttere mein Navi mit den gestern Abend erhaltenen Koordinaten des Baumtrios, offenbar liegt diese Location im Gegensatz zu den gestern aufgesuchten Feldern süd-östlich von Valensole. Im in der Sonne geparkten Auto herrschen gefühlte 50°C, ich öffne die Fenster, drehe die Musik auf und mache mich auf den Weg. Die Gentleman-Playlist ist für mich bereits jetzt der Soundtrack dieses Fotowochenendes geworden, ich lasse mir den warmen Fahrtwind um die Nase wehen und halte auf der bislang unbekannten Route nach Valensole aufmerksam Ausschau nach lohnenden Motiven.
Mir fällt ein exponiert stehender Baum auf, mithilfe der Photopille-App checke ich, ob hier in der kommenden Nacht ein Milchstraßenfoto möglich wäre. Kurz nach dem Monduntergang um 00:17 Uhr wird sie so, wie auf dem beigefügten Screenshot zu sehen ist, über dem Baum stehen. Das könnte funktionieren … Endlich meldet sich auch Arnaud zurück, der sich wenig begeistert von dem gestrigen Abend zeigt. Wirklich schade, dass es mit unserem Treffen nicht geklappt hat!
Jetzt bin ich aber auf die Location mit dem Baumtrio gespannt, welche nur etwas mehr als 1 Kilometer entfernt ist. Den Wagen parke ich an einem schattigen Plätzchen, sehe aber schon nach ein paar Metern, dass ich wohl mit zu großen Erwartungen hierher gekommen bin. Genau dort, wo ich - wenn ich ein Instagirl wäre - mit Kleidchen, Sommerhut und Lavendelsträußchen posieren würde, gibt leider es eine große, schadhafte Stelle im Feld. Die von mir angedachte Komposition (Hochformat, die langen Lavendelreihen laufen auf die Baumgruppe zu) wird also nicht funktionieren.
Es ist inzwischen Mittag und richtig heiß geworden, ich setze mich enttäuscht an den Feldrand. Mir ist während meines Aufenthaltes hier in Valensole das Verhalten einiger Zeitgenossen schon mehrfach sauer aufgestoßen, wobei manche der bereits erwähnten Damen einen besonders schlechten Eindruck hinterlassen haben. Wohl in dem Glauben, dass die Welt auf eine weitere Kopie eines bereits hundertfach auf Instagram vorhandenen Klischees wartet, pflücken oder zertrampeln sie rücksichtslos den Lavendel, und zerstören somit die Lebensgrundlage der ansässigen Betriebe. Der Begleittext zu ihrem Bild lautet dann wahrscheinlich “Ein wunderbarer Sommerspaziergang in der Provence …”, während in Wirklichkeit dort stehen müsste “Habe bei 36°C im nicht vorhandenen Schatten wie Bolle geschwitzt, im Zickenkrieg mit meinen Instagram-Konkurrentinnen um den besten Platz gekämpft und dabei Lavendel vernichtet, Vollkatastrophe!”
Ich schlucke meinen Ärger zusammen mit dem lauwarmen Rest in meiner Trinkflasche herunter und überlege, wie ich das Problem mit dem Feldschaden umgehen könnte. Entweder wähle ich einen sehr tiefen Kamerastandpunkt und verstecke das Loch hinter etwas Vordergrundlavendel, oder lichte nur den oberen Teil des Feldes im Querformat ab:
Da jetzt in der Mittagszeit das Licht ohnehin nicht für ansprechende Fotos geeignet ist, besorge ich mir - leicht verschwitzt - im örtlichen Supermarkt etwas zu trinken und beschließe die verbleibende Zeit bis zum Abend für das Scouten zu nutzen. Dabei verlasse ich die tadellosen Hauptstraßen und erkunde die angrenzenden Abzweigungen, Feldwege und Schotterpisten, die teilweise eher den Namen Geröllpfad verdient hätten. Mehr als einmal komme ich mit meinem untermotorisierten Peugeot 106 an Steigungen kaum noch weiter, rutsche Abhänge herunter und befreie ihn aus tiefen Schlaglöchern. Erst gegen 16:00 Uhr finde ich mit einer Ruine auf der Kuppe eines einsamen Lavendelfeldes ein tolles Motiv und küre es zu meiner Sonnenuntergangs-Location. Das Baumtrio wird dann wohl bis morgen früh auf mich warten müssen …
Schwitzend und leicht dreckig vom bisherigen Tag laufe ich erneut im Supermarkt ein und schäme mich ein wenig wegen meiner ungepflegten Erscheinung. Ich fülle meine Trinkvorräte auf, besorge eine Kleinigkeit zu essen und mache mich auf den Weg zu einem mit Rundballen gespickten Feld, an dem ich heute bereits einige Male vorbeigekommen bin. Vielleicht lässt sich hier die Zeit bis zum Sonnenuntergang fotografisch sinnvoll überbrücken?
Ohne den schweren Kamerarucksack laufe ich mehrfach kreuz und quer über das Feld, immer auf der Suche nach einer Komposition, die trotz der wild verteilten Strohballen nicht zu chaotisch wirkt, gleichzeitig aber den Charakter der vor mir liegenden Szene angemessen widerspiegelt. Natürlich liegt der meinen Kriterien am nächsten kommende Standpunkt in der prallen Sonne, hoffentlich bekomme ich keinen Hitzschlag … Ich laufe zurück zum Auto, hole den Fotorucksack und stelle das Stativ auf. Nach etwas Feinjustierung habe ich die endgültige Komposition gefunden, die dankenswerterweise sowohl im Quer-, als auch im Hochformat funktioniert.
Während ich darauf warte, dass das Licht zumindest ein wenig besser wird, bin ich mit Trinken und Schwitzen beschäftigt. Mein Polo-Shirt klebt inzwischen klatschnass am Oberkörper, beim Ausziehen reiße ich aus Versehen den halben Kragen ab. Sofort beschäftigt mich die Frage, ob ich bei dem erneut anstehenden Supermarktbesuch mit freiem Oberkörper oder in Lumpen gehüllt meinen desolaten Zustand am besten kaschiere. Doch all meine Überlegungen bringen ja nichts, so oder so brauche ich auf jeden Fall bald wieder Flüssigkeit! Da mich inzwischen auch die Hoffnung auf ansprechenderes Licht verlassen hat, checke und korrigiere ich per Selfie kurz mein Äußeres, husche mit schlabberndem Kragen durch die Getränkeabteilung und mache mich - kaum drin, schon draußen - auf den Weg zu einer weiteren Location, die ich mir bereits daheim herausgesucht hatte.
Dort erwartet mich der Super-Gau: Das riesige Feld ist ringsum mit Fotografen gesäumt, trotz deutlich sichtbarer Verbotsschilder tummelt sich ein Dutzend Damen auf dem Feld. Ein komplett degeneriertes Exemplar zieht ein “Please-respect-our-work-Schild” aus dem Boden und wirft es achtlos ins Feld. Am Straßenrand gibt es tumultartigen Szenen und Streit um Parkplätze. Während die Besitzerin der Lavendelfarm im Akkord Nummernschilder fotografiert und mit der Polizei droht, weil die Landmaschinen in dem Chaos kaum noch durchkommen, surren hoch über dieser Apokalypse eine Handvoll Drohnen. ICH MUSS HIER WEG!
Ich fahre zu der am Nachmittag gefundenen Ruinenlocation und genieße die hier herrschende Ruhe und Beschaulichkeit. Außer mir ist nur noch eine französische Familie mit Hund vor Ort, und eine zeitlang beobachte ich die Kinder, die idyllisch mit dem Vierbeiner durch das Feld tollen.
Hinter dem zerfallenen Haus türmen sich fotografisch durchaus reizvolle Cumuluswolken auf, welche mir in Bezug auf die geplante Milchstraßenaufnahme heute Nacht aber etwas Sorgen bereiten.
Aus verschiedensten Gründen ist es mir bisher leider nicht gelungen, eine ansprechende Aufnahme unserer Galaxie zu machen. Sei es Taubildung auf dem Objektiv, ein zu früher Mondaufgang oder zu starke Lichtverschmutzung: Irgendetwas ging bislang immer schief. Sollten mir heute etwa aufziehende Wolken einen Strich durch die Rechnung machen?
Auch in Richtung des Sonnenuntergangs befindet sich ein Wolkenband über dem Horizont, welches in ein paar Minuten die Sonne verdecken wird. Um möglichst warmes und weiches Licht für mein Bild “Aging in beauty” zu haben, warte ich mit der Auslösung bis zum letztmöglichen Moment. Ein paar Sekunden später schlucken die Wolken das Abendlicht, und die leuchtenden Farben verblassen schlagartig. Ich packe meine Sachen zusammen, auf dem Weg zu meiner Unterkunft komme ich wieder am Baumtrio vorbei.
Dort stehen wieder ein paar Frauen im Lavendel und lassen sich ablichten. Gefühlte Realität: Eine Horde Instagirls zieht Step tanzend über das Feld. Ich darf mich da nicht so hereinsteigern, morgen muss ich dringend mal etwas anderes als Felder und Kleider sehen …
Nach erfolgreicher Restauration meiner Wenigkeit in Gréoux-les-Bains suche ich für den kommenden Tag im Internet nach Locations im weiteren Umkreis, dabei stoße ich auf die ca. 75 Kilometer entfernte Stadt Gordes. Sowohl das dortige Kloster Notre-Dame de Sénanque, als auch der Blick auf die Stadt selbst sehen vielversprechend aus. Jetzt steht aber erstmal etwas Astrofotografie-Planung an:
Ich möchte das Licht des Viertelmondes für die Ausleuchtung des Vordergrundes nutzen, der ansonsten pechschwarz erscheinen würde. Kurz nach dem Monduntergang um 00:17 Uhr steht die Milchstraße ca. 45 Minuten lang ähnlich wie gewünscht über dem Baum. Ich beschließe im Anschluss noch eine Sternspurenaufnahme zu machen und die Nacht an der Location zu verbringen, da ich gegen 05:00 Uhr ja ohnehin am nur 1 Kilometer entfernten Baumtrio sein werde.
Ich stelle meinen Wagen am Feldrand ab, doch bevor ich mein Stativ aufbauen kann, müssen sich meine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen. Nach kurzer Zeit der Adaption kann ich im fahlen Mondlicht mehr als nur Silhouetten erkennen, komponiere die Aufnahme nach meinen Vorstellungen und nehme die Belichtung für den Vordergrund auf.
Die verbleibende Zeit bis zum Monduntergang liege ich rücklings im Gras, sehe hinauf zu den Sternen und freue mich nach der heutigen Hitzeschlacht über den leichten Wind. In der Ferne höre ich Tiergeräusche, die ich nicht richtig zuordnen kann, sie klingen irgendwie nach einer Mischung aus Hundegeknurre und grunzenden Schweinen. Inzwischen ist es 00:15 Uhr, immer wieder ziehen leichte Wolkenschleier über den Himmel. Für ca. 30 Minuten mache ich trotzdem Aufnahmen der Milchstraße, die jetzt auch mit bloßem Auge gut erkennbar ist.
Noch während ich die Kamera im Anschluss für die geplante Sternspurenaufnahme einstelle, habe ich den Eindruck, dass sich das grunzende Knurren genähert hat. Gibt es hier Tiere, die mir heute Nacht gefährlich werden könnten? Mir fällt partout kein schweinehundartiges Raubtier ein, trotzdem will ich die Nacht lieber im Auto verbringen und die Kamera 3 Stunden lang Sequenzen schießen lassen.
Zusammengekrümmt wie Gollum liege ich nun also auf der viel zu kurzen Rückbank des kleinen Peugeots und finde natürlich keinen Schlaf, gegen 03:30 Uhr stehe ich auf um zu schauen, ob die Kamera noch brav ihre Aufnahmen macht. Bis auf das leise Rauschen des Windes ist es jetzt absolut still, doch plötzlich leuchten im Schein meiner Stirnlampe in ca. 30 Metern Entfernung 2 Tieraugen auf. Ich mache einen Schritt auf die Augen zu, sofort verschwinden sie wie ausgeknipst, nur um kurz darauf völlig lautlos an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Schritt nach vorn, Augen aus, warten, Augen an.
Nach 5 Minuten wird mir das Spielchen zu blöd, und da sich der Himmel weiter zugezogen hat, werde ich auch die Sternspurenaufnahme vergessen können. Ich baue die Kamera ab, verstaue den Rucksack im Kofferraum und gebe im Auto noch ein wenig den Gollum …
Sonntag, 07.07.2019
Punkt 05:00 Uhr weckt mich mein Handy, ich muss auf der unbequemen Rückbank wohl doch irgendwie eingeschlafen sein. Mit kleinen Augen und schmerzendem Rücken stakse ich aus dem Auto und versuche in der einsetzenden Dämmerung die Bewölkung einzuschätzen. Obwohl ich bezüglich eines schönen Sonnenaufgangs skeptisch bin, stehe ich nach kurzer Fahrt mit einem deutschen und einem französischen Fotografen am Baumtrio. Ich plaudere ein wenig mit Aurélien, der gemeinsam mit seiner noch im Hotel schlafenden Freundin den Urlaub in der Gegend verbringt. Wir verstehen uns auf Anhieb, fachsimpeln ein wenig und warten gespannt auf den Sonnenaufgang, der erstaunlicherweise farbenfroher als erwartet ausfällt. Leider beschränkt sich die Lichtshow auf die Richtung schräg hinter uns, über den Bäumen selbst hängen diffuse und blass bleibende Schleier. Unglaublich schnell werden jetzt aber schwere, dunklere Wolken von dem auffrischenden Wind herangetrieben, es beginnt zu regnen, erst mäßig, dann immer heftiger. Aurélien verabschiedet sich, ich selbst lasse mir aber in der Hoffnung auf ein paar Bilder mit dramatischer Stimmung noch eine halbe Stunde Zeit, bevor auch ich erfolglos aufgebe. Nass, kalt, hungrig und hundemüde fahre ich zu meiner Unterkunft.
Was war das für ein Tag gestern! Ich habe den Mietwagen bis zum Äußersten beansprucht, stundenlang in der prallen Sonne ausgeharrt, mich über rücksichtslose Menschen geärgert und vor einem Schweinehund gefürchtet, und das alles für Bilder, die mich im Endeffekt noch nicht wirklich überzeugen. Heute kann es nur besser werden, oder? Oder nicht ..?
In der Unterkunft angekommen frühstücke ich nach einer ausgiebigen heißen Dusche ein paar Schokobrötchen, falle dann ins Bett und umgehend in einen traumlosen Schlaf.
Gegen 14:00 Uhr bin ich wieder fit und zu neuen Schandtaten bereit. Bevor heute Abend die gut 1,5 Autostunden entfernte Stadt Gordes auf dem Programm steht, werde ich noch das Kloster Notre-Dame de Sénanque besuchen. Auf dem Weg dorthin lasse ich mich ein wenig treiben, nehme kleinere Umwege, erkunde die Umgebung und mache hier und da mal ein Bild. Auf der D4100 fahre ich kurz vor Céreste durch eine ebenso schöne wie stark befahrene Allee, was die fotografische Umsetzung meiner folgenden kompositorischen Überlegungen deutlich erschwert.
Das Bild soll frei von Fahrzeugen sein.
Ich möchte in die Richtung des Lichts fotografieren.
Die Mittelstreifen sollen als zentrale Führungslinie fungieren.
Durch eine bodennahe Perspektive versuche ich den Straßenanteil im Bild möglichst gering zu halten.
Mittels einer langen Brennweite komprimiere ich die Allee optisch, die einzelnen Bäume rücken scheinbar näher zusammen und unterstützen so die tunnelartige Wirkung.
Um eine durchgehende Schärfe zu erzielen, müsste ich bei der Verwendung des Teleobjektivs Focusstacking nutzen, was wiederum zwingend eine Stativaufnahme erforderlich macht. Schnell wird mir bei der Beobachtung des Verkehrsaufkommens klar, dass es zwar kurze “freie” Phasen gibt, die jedoch deutlich zu kurz sind, um das Stativ auszurichten und genügend Belichtungen für das spätere Stacking anzufertigen.
Selbst eine Freihandaufnahme ist nicht ganz ungefährlich, da die Straße hinter mir in einem Bogen verläuft. Durch die nicht einsehbare Kurve kann ich schwer abschätzen, ob sich von dort ein Auto nähert, zudem würde ich wahrscheinlich erst recht spät von dem Fahrer bemerkt werden.
Ich springe also mehrfach zwischen den Bäumen hervor und lege mich auf die Straße, nur um direkt wieder zu flüchten, da von hinten doch wieder Fahrzeuge anrollen. Als ich dann endlich ein passendes Zeitfenster erwische, entsteht das Bild “The Alley”. Am späten Abend wird genau an dieser Stelle eine weitere fotografische Erinnerung - mit mir als hart angeblitztem Model - entstehen, aber davon ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts …
Über die D2 kommend sehe ich bei der Weiterfahrt zum Kloster schon früh die höher gelegene Stadt Gordes, die ich zu meinem Ziel für die abendliche blaue Stunde auserkoren habe.
Inzwischen ist es 18:00 Uhr. Um später nicht unter Zeitdruck zu kommen, beschließe ich direkt zur Abtei durchzufahren und mich später um einen geeigneten Platz für den Abend zu kümmern.
Die dann im Rückspiegel auftauchende Szene verleitet mich aber doch noch zu einem kurzen Zwischenstopp: Warm erstrahlen in der frühabendlichen Sonne die wunderbar am Hang gelegenen Häuser und kontrastieren farblich perfekt mit dem tiefblauen Himmel, über den vereinzelt ein paar weiße Wolkenfetzen huschen.
Ich wende den Wagen und finde, direkt an einer Parkbucht gelegen, den passenden Aufnahmestandpunkt für mein Foto “Gordes: A Retrospective”. Durch das Abblenden auf f/13 und dem Einsatz eines 10-Stop ND-Filters komme ich bei ISO 100 auf eine Belichtungszeit von 30 Sekunden, so dass die Wolken leicht verwischen und den luftig-sommerlichen Bildlook unterstreichen.
Den anschließenden Besuch der Abbaye Notre-Dame de Sénanque finde ich, zumindest fotografisch, eher enttäuschend. Neben den zahlreichen Touristen erschweren auch die eingezäunten, eher kargen Lavendelreihen eine ansprechende Komposition, so dass ich mich schon nach 30 Minuten wieder auf dem Weg nach Gordes befinde.
Am dortigen Hauptaussichtspunkt ist es mir bereits jetzt zu voll, außerdem stört mich das (auch in dem vorherigen Bild zu sehende) Gerüst sehr. Die Route de Cavaillon Richtung Norden schlendernd suche ich nach einem alternativen Standpunkt mit freiem Blick auf die rechts von mir liegende Stadt, schlage mich an einer halb zerfallenen Mauer durch ein paar Büsche und stehe unvermittelt an einer für meine Zwecke idealen Stelle.
Direkt am Abhang gelegen, mit unversperrter Sicht auf Gordes und durch die Sträucher abgeschirmt vom Trubel der Straße, verspricht mir der wenige Quadratmeter große Flecken Erde einen schönen Fotoabend. Nachdem die Komposition gefunden, und das Stativ aufgebaut ist, setze ich mich auf einen Felsen und warte auf das richtige Licht. Langsam steigen die Schatten aus der Schlucht die Stadt hinauf, aus der ein warmer Sommerwind die Musik einer Live-Band herüberträgt. Ich nippe an meinem Bier, rauche eine Zigarette und freue mich über den wohltuenden Kontrast zu der Hektik, deren Zeuge ich gestern an dem Instagirl-verseuchten Feld in Valensole sein musste.
Doch es gibt kein Entkommen: Urplötzlich stolpern aus den Büschen 2 aufgebrezelte junge Damen in mein Refugium, sehen sich kurz um und fragen auf englisch, ob es ok wäre, wenn sie hier eben ein paar Fotos für Instagram machen würden. Während ich mir eigentlich ein “Get the hell out of here"!” durch die Zähne pressen möchte, höre ich mich selber “Sure, feel free!” sagen. Was soll’s, denke ich, lass die Damen ein paar Schnappschüsse machen, und in ein paar Minuten bin ich wieder ungestört. Falsch gedacht! Gefühlte Ewigkeiten wirft nun schon eine der - zugegebenermaßen bildhübschen - Italienerinnen den Kopf von dem Blick auf die Stadt zu ihrer smartphoneknipsenden Freundin zurück, und nach jedem einzelnen Versuch wird kritisch gecheckt, ob das fliegende Haar auch ansprechend genug aussieht. Nach 20 Minuten versuche ich die beiden zu vergrämen, indem ich es ihnen gleichtue, in bester Headbangmanier schütteln Italienerin Nr.1 und ich jetzt unisono die Köpfe am Rande der Schlucht. Leider zeigt mein Verhalten null Effekt, ich gebe wegen Nackenschmerzen auf und muss das Schauspiel noch weitere 15 Minuten ertragen, bis offenbar ein Foto nach ihrem Gusto entsteht. Bevor sich die beiden Oberflächlichkeiten mit einem gesäuselten “Ciao!” verabschieden, wollen sie aber von mir noch den Namen der Stadt, die ihnen heute als Staffage für ihren Instafame gedient hat, in Erfahrung bringen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon ihren Post “Spending a wonderful evening in Gordes”, ich könnte kotzen …
Inzwischen ist die Sonne untergegangen, und langsam erwachen die Lichter der Stadt. Ich fotografiere bis in die späte blaue Stunde hinein, kurz bevor ich die Kamera verstauen will, ruft jemand mehrfach mit starkem Akzent meinen Namen : “Marcüs, … Maaarcüüüs!” Ich schenke dem französischen Schreihals keine Beachtung, schließlich kennt mich hier keiner. Aufmerksam werde ich erst, als durch die Büsche erneut jemand zu mir auf den Vorsprung kommt. Meine Verwunderung könnte nicht größer sein, vor mir steht Aurélien, den ich am frühen Morgen am Baumtrio in Valensole kennengelernt hatte. Über dieses Wiedersehen freue ich mich, im Gegensatz zu der vorherigen Begegnung mit den inzwischen von mir verhassten Instagramerinnen, sehr. Wir unterhalten uns noch eine Weile, bevor ich mich bester Dinge wieder auf den Weg zum in der Nähe geparkten Auto mache und den Heimweg in Richtung Gréoux-les-Bains antrete.
Mit der inzwischen obligatorischen Gentleman-Playlist im Ohr fahre ich lauthals mitsingend durch die am Nachmittag fotografierte Allee, als mir ein greller Blitz schlagartig die gute Laune verdirbt. Später stellt sich heraus, dass ich für die “Raserei” (7km/h mehr als erlaubt) gesalzene 180 Euro bezahlen muss, in Frankreich pfeift der Wind in Bezug auf Geschwindigkeitsüberschreitungen anscheinend aus einem anderen Loch …
In der Unterkunft angekommen verwerfe ich meinen ursprünglichen Plan, es am morgigen letzten Tag langsam angehen zu lassen. In der Skyfire-App wird für Montag früh der ganze Bereich um Valensole tiefrot dargestellt, was einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit für einen farbenfrohen Sonnenaufgang entspricht. Etwas widerwillig stelle ich den Wecker auf 04:15 Uhr, nutzt ja nichts, man ist ja nicht zum Spaß hier! ;-)
Montag, 08.07.2019
Als ich um Punkt 05:00 Uhr zu Fuß das Feld erreiche, ist - bis auf ein direkt an der Location geparktes Auto - von anderen Fotografen noch keine Spur zu sehen. Eine kühle Brise weht hin und wieder über die Lavendelreihen, und die hohen Wolken färben sich bereits leicht durch die noch tief unter dem Horizont stehende Sonne. Noch hört man nichts von dem sonst allgegenwärtigen Gesumme der zahlreichen Bienen, bis auf das leichte Rauschen des Windes ist es absolut still und friedlich.
Ich erleide fast einen Herzkasper, als sich hinter mir unvermittelt die Autotür knarzend öffnet, aus der sich ein äußerst grimmig dreinschauender Mensch schält. Offensichtlich hat er eine ziemlich unbequeme Nacht in seinem Wagen verbracht, nicht mal mehr zum Grüßen reicht seine Laune. Ab sofort heißt er für mich Gollum, als Reminiszenz an meine Erfahrung im Peugeot.
Nach und nach trudeln immer mehr Fotografen ein und reihen sich aus gegenseitigem Respekt an der unsichtbaren Linie auf, die Gollum - der jetzt wie ein Rohrspatz über den zu starken Wind schimpft - und ich mit unseren Stativen markiert haben.
Es wird zunehmend hell, und die benötigten Belichtungszeiten schnell kürzer, wodurch sich das Problem der unscharfen, im Wind wogenden Lavendelblüten bald von selbst erledigt. Irgendwann lugt die Sonne über den Bergkamm, und ich bin erstaunt darüber, dass es sofort deutlich wärmer wird. Inzwischen befinden sich 10-15 Fotografen vor Ort, und es strömen ständig mehr herbei.
Das Farbspektakel am Himmel hat seinen Höhepunkt längst überschritten, die Kontraste werden härter, und es wird langsam Zeit zu meiner Unterkunft zu fahren. Der Koffer für den Rückflug ist noch nicht gepackt, ich muss sowohl noch frühstücken als auch duschen, und bereits um 11:00 Uhr möchte meine Vermieterin zur Zimmerabnahme vorbeikommen.
Ich kann es aber einfach nicht lassen …
Kurzentschlossen nehme ich doch noch einen kleinen Umweg, um bei “Lavandes Angelvin” vorbeizuschauen. Da die Lage dort heute morgen erstaunlich entspannt wirkt, versuche ich trotz der eigentlich schon viel zu hoch stehenden Sonne mein Glück und kann nach einigen Minuten des Wartens auf einen anderen Fotografen sowohl meinen Wunschplatz ergattern, als auch ein Foto ohne die hier sonst omnipräsenten Lavendelsträußchenschwingerinnen im Bild machen, Halleluja!
Hier, bei Lavandes Angelvin, begann am Freitag mein kleines Abenteuer, und hier sollte es offensichtlich auch enden. In den 4 Tagen dazwischen habe ich geschwitzt und gefroren, nicht genug gegessen, viel zu wenig geschlafen und mich über die Besuchermassen, deren Teil ich selber war, geärgert. Ich stand in der Sonne und im Regen, hatte einige Male unverschämtes Glück, und manchmal auch etwas Pech. Ich durfte durch die Fotografie einen der schönsten Landstriche Frankreichs kennenlernen, stand umhüllt von Bienengesumme und Lavendelduft in den Feldern und genoss - trotz aller Widrigkeiten - mein Lieblingshobby.
Mit dem Ende dieses Fototrips steigt die Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen mit meiner Frau und meinen 2 kleinen Töchtern. Es bedeutet aber leider auch die Rückkehr in den Alltag, mitsamt den damit verbundenen familiären und beruflichen Verpflichtungen, zumindest bis zum Beginn der nächsten Fototour.
So wohnt jedem Ende ein Anfang inne, jedem Omega ein Alpha.
Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, dass Du an meinem Valensole-Tagebuch Freude hattest und so zumindest etwas an meinem kleinem Abenteuer teilhaben konntest. Wenn Du in Zukunft über hier neu erscheinende Reiseberichte, Making-Ofs und Tipps informiert werden möchtest, abonniere doch bitte einfach meine korrespondierende Seite Bilderschmied auf Facebook.
Wie eingangs versprochen, findest Du im Folgenden sowohl eine Übersicht der von mir besuchten Spots (inklusive exakter Geokoordinaten), als auch einige allgemeine Tipps in Bezug auf Valensole. Wer weiß, vielleicht schreibst Du schon bald Deine eigene Geschichte vom Sommer in der Provence ..?
Übersicht der besuchten Locations
“The best I can”
Ein kleines, eher unscheinbares Feld, direkt an der D8, nordöstlich von Valensole gelegen. Die Lavendelreihen verlaufen in nordwestlicher Richtung, man kann nahe der Location am Straßenrand parken.
Foto-Koordinaten: 43.873713, 6.022125
“15 minutes series”
Auf der D8 aus Valensole kommend, biegt man gegenüber vom Abzweig zum Geschäft “Fleur Bleue” nach rechts auf einen Feldweg ab. Nach wenigen hundert Metern stellt man sein Auto ab und erreicht fußläufig das gepflegte und einsame Feld, eine schöne Sonnenuntergangs-Location!
Foto-Koordinaten: 43.869566, 6.022513
Park-Koordinaten: 43.867558, 6.020886
“Fly me to the moon”
Dieses Foto entstand an dem gleichen Feld wie die Bilder aus der “15 minutes”-Serie. Die Lavendelreihen verlaufen dort von Ost nach West.
Foto-Koordinaten: 43.869566, 6.022513
Park-Koordinaten: 43.867558, 6.020886
“Purple Dreams”
Der Baum steht inmitten eines netten kleinen Feldes, die Lavendelreihen laufen schnurstracks Richtung Westen. Das Auto kann direkt am Aufnahmestandpunkt geparkt werden. Das Licht in der Hütte ist in der Nachbearbeitung eingefügt worden.
Foto-Koordinaten: 43.858855, 5.989442
“Das Baumtrio”
Eigentlich eine sehr schöne Location, leider gab es bei meinem Besuch 2019 im Feld eine große, schadhafte Stelle direkt vor den Bäumen. Die Lavendelreihen laufen in nordwestlicher Richtung auf die Bäume zu, Parkmöglichkeiten bestehen an der nahe gelegenen Straße D15.
Foto-Koordinaten: 43.820391, 6.002971
Park-Koordinaten: 43.819277, 6.000965
“Straw balls”
Ein recht großes und hügeliges Feld zwischen der D6 und der D6A, ausnahmsweise mal kein Lavendel. Während meines Aufenthaltes lagen dort viele Rundballen, was für mich den eigentlichen Reiz der Szene ausmachte. Parken ist direkt am Feld möglich.
Foto-Koordinaten: 43.839405, 5.963575
Park-Koordinaten: 43.838702, 5.962161
“Lavender House”
Eine der bekanntesten Locations in Valensole, zwischen der D8 und der D953 gelegen. Gerade in den Abendstunden extrem überlaufen, von daher beim Parken an der D8 bitte darauf achten, dass die Landmaschinen noch ungehindert durchkommen, ansonsten droht eine Anzeige durch die Besitzer.
Foto-Koordinaten: 43.895238, 6.122497
“Aging in beauty”
Auf der Kuppe dieses sanft ansteigenden Feldes am Rande Valensoles liegt eine sehr fotogene Hausruine. Der Lavendel ist nicht besonders gepflegt (Ausrichtung Nord-Ost), durch einen Strommasten auf dem Feld sind die möglichen Kompositionen leicht eingeschränkt.
Foto-Koordinaten: 43.833438, 5.968605
Park-Koordinaten: 43.833039, 5.969016
“Still no milkyway for me”
Eine kleine Ebene mit exponiert stehendem Baum. Insgesamt akzeptable Lichtverschmutzung für Astrofotografie, Richtung Süden (Milchstraße) allerdings einige starke Lichter. Das Auto kann man direkt an der vorbeilaufenden D15 parken. Vorsicht: Nachtaktive Schweinehunde! ;-)
Foto-Koordinaten: 43.808513 6.002508
“The Alley”
Ein wunderschönes Allen-Teilstück der D4100 bei Céreste. Vorsicht: Eine beliebte Stelle für Blitzer, hier gilt Tempo 70! Seitlich geht eine kleine Nebenstraße mit Parkmöglichkeiten ab.
Foto-Koordinaten: 43.857803, 5.612998
Park-Koordinaten: 43.857189, 5.610898
“Gordes: A Retrospective”
Toller Blick Richtung Norden auf Gordes. Ich könnte mir vorstellen, dass hier auch eine zirkuläre Sternspurenaufnahme mit Polaris über der Stadt möglich wäre. Da der Kamerastandpunkt direkt an einer Parkbucht liegt, kann man den Wagen dort problemlos abstellen.
Foto-Koordinaten: 43.905348, 5.200683
“Rendezvous in Gordes”
Kleiner, hinter einer Mauer und ein paar Büschen versteckt liegender Aussichtspunkt auf Gordes. Weniger überlaufen und meiner Meinung nach besser als der offizielle “Town View Point”, dessen Parkplatz ich aber gerne genutzt habe. Blickrichtung Ost-Südost, auch zum Sonnenaufgang reizvoll …
Foto-Koordinaten: 43.911381, 5.196722
Park-Koordinaten: 43.907811, 5.197928
“A provencal cliché”
Ein häufig fotografiertes Motiv in Valensole. In natura erscheint die Hütte viel näher, da lässt man sich von den meist weinwinkligen Aufnahmen leicht täuschen. Das Feld wirkte durch viel Weizen zwischen dem Lavendel recht ungepflegt. Parken kann man am Feldweg. Blickrichtung Nord-Nordost.
Foto-Koordinaten: 43.859845, 5.996367
Park-Koordinaten: 43.858369, 5.998548
“Omega & Alpha”
Das Feld bei “Lavandes Angelvin” ist sicherlich das gepflegteste der Gegend, allerdings auch natürliches Habitat imposanter Instagirl-Horden. Abends wird es ziemlich voll hier, morgens ist es etwas ruhiger. Blickrichtung Nordwest.
Foto-Koordinaten: 43.822597, 5.936905
Park-Koordinaten: 43.821831, 5.936897
Valensole-Tipps
Reisezeit:
Der Höhepunkt der Lavendelblüte variiert, sowohl in Abhängigkeit der Temperaturen im Frühling, als auch der Höhenlage, von Jahr zu Jahr leicht. Im Zeitraum zwischen Mitte Juni und Mitte Juli solltest Du diesbezüglich aber auf der sicheren Seite sein. Bei meinem Aufenthalt Anfang Juli 2019 wurden ganz vereinzelt schon wenige Felder geerntet, das ist aber wohl eher die Ausnahme als die Regel.
Mobilität:
Auch wenn sich die meisten Locations recht dicht um Valensole befinden, empfehle ich die Nutzung eines Autos. Zwischen “Lavandes Angelvin” und dem “Lavender House” liegen immerhin 17 Kilometer. Ich kann Dich nur ermuntern, auch die Neben- und Feldwege zu erkunden, idealerweise mietest Du zu diesem Zwecke ein geländetauglicheres Auto als ich.
Hitze:
Während meiner Reise hatte ich Temperaturen bis 35°C, eine Woche vorher war es nochmals 10 Grad heißer. Nicht die besten Bedingungen, um stundenlang an schattenlosen Feldern herumzukrauchen … Eine Kopfbedeckung gegen die Hitze, und Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor bewahren Dich vor unangenehmen Konsequenzen. Auch eine Kühlbox wird Dir sicherlich gute Dienste leisten.
Bienen:
Die Lavendelfelder sind von unzähligen Bienen bevölkert, deren erstaunlich lautes Gesumme schon von weitem zu hören ist. Normalerweise sind sie sehr friedlich, während meines Aufenthaltes bin ich nicht ein einziges Mal gestochen worden. Allergiker sollten natürlich trotzdem Vorsicht walten lassen, auch das Tragen langer Hosen ist bestimmt nicht die schlechteste Idee.
Tageszeit:
Durch Instagram & Co sind die Bilder der Lavendelfelder weltweit populär geworden, dementsprechend nehmen Fotografendichte und Trubel, vor allem zum Sonnenuntergang, jedes Jahr zu. Wenn Du hingegen morgens 1 bis 1,5 Stunden vor dem (ohnehin sehr frühen) Sonnenaufgang an der Location bist, hast Du deutlich bessere Chancen auf Deine Wunschkomposition mit freier Sicht.
Rücksicht:
In der Vergangenheit waren die Lavendelfarmer in Bezug auf die zahlreichen Besucher wohl recht entspannt, durch deren enormen Zuwachs scheint die Stimmung aber langsam zu kippen. Behandele die Lebensgrundlage dieser Menschen bitte mit Achtung, und halte Dich an die Einschränkungen und Verbote. Die entsprechenden Schilder stehen nicht umsonst dort!
Objektiv:
Du kannst auf den Feldern Valensoles die ganze Spannbreite von Ultraweitwinkel bis Tele sinnvoll nutzen, je nach Geschmack und gewünschter Bildwirkung. Ich selber habe aus 2 verschiedenen Gründen viel im Telebereich fotografiert: Einerseits gefiel mir die optische Komprimierung der Lavendelreihen, andererseits konnte ich so unerwünschte Störungen exkludieren.
Focusstacking:
Selbst durch maximales Abblenden wirst Du, zumindest im Telebereich, keine durchgehende Schärfe von Vorder- bis Hintergrund erzielen, zudem kommt ab f/13 der Effekt der Beugungsunschärfe immer stärker zum Tragen. Focusstacking kann in diesem Fall eine mögliche Lösung sein, allerdings machten mir die sich im Wind bewegenden Pflanzen einen Strich durch Rechnung.
Polfilter:
Hauptsächlich wegen des teils recht starken Dunstes habe ich in Valensole zum ersten Mal vermehrt meinen Polfilter eingesetzt, und tatsächlich wurden dadurch die Kontraste im Bild etwas besser. Wenn Du es damit übertreibst, nimmst du aber unschönerweise den kompletten Glanz von den Pflanzenoberflächen, so zu sehen auf meinem Bild “Summer Heat”.