Einmal im Jahr erstrahlen die Windmühlen Kinderdijks zur sogenannten Illumination Week in besonderem Glanze. In diesem Beitrag gebe ich dir einige Tipps zu diesem besonderen Event und der Location im Allgemeinen …
Die Vorgeschichte
Die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Bauwerke wurden Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und dienten zur Entwässerung der Polder, um diese landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Heutzutage sind die 19 Windmühlen eine beliebte Sehenswürdigkeit und ein tolles Fotomotiv.
Mit etwas Glück und zur richtigen Tageszeit erwischt man dort wunderbare Bedingungen, bei denen sich die von der tiefstehenden Sonne warm angestrahlten Mühlen aus dem Dunst erheben, doch bei meinem ersten Besuch Ende 2018 (im Rahmen eines Familienurlaubes) war zunächst einmal fotografische Ernüchterung angesagt: Irgendwie hatte die vor mir liegende Szene so gar nichts mit den traumhaften Bildern gemein, die mir immer wieder auf den einschlägigen Fotoplattformen begegnet waren. An diesem grauen Nachmittag wartete ich vergebens auf etwas besseres Licht, und bei Einbruch der Dunkelheit stellte sich zudem noch heraus, dass die Windmühlen - entgegen meiner Annahme - nachts nicht angestrahlt werden. Wieder einmal wurden meine (zu) hohen Erwartungen enttäuscht, so dass ich das entstandene Bild “High Expectations” nannte.
Zweifelsohne ist diese Mühlenlandschaft auch bei schlechtem Wetter sehens- und fotografierenswert, doch die ausgebliebene Beleuchtung ließ mir keine Ruhe. Ich war mir sicher, dass ich irgendwann mal Bilder mit angestrahlten Windmühlen gesehen hatte. Nach etwas Internetrecherche erfuhr ich von der einmal jährlich stattfindenden Illumination Week und beschloss zu diesem besonderem Event Kinderdijk im Herbst 2019 erneut zu besuchen.
Die Location
Parkplätze: Von der Straße West Kinderdijk kommend biegt man in die Molenkade ein, an deren Beginn auf dem Seitenstreifen ausreichend Stellplätze vorhanden sind (P1). Trotz Verbotsschilder fahren aber auch einige Leute direkt bis zum Parkplatz an der Location (P2) und ersparen sich so den ca. 1 Kilometer langen Spaziergang.
Windmühlen: Ich empfehle den Parkplatz P1 zu nutzen, denn auf dem Weg entlang der nordöstlich verlaufenden Molenkade bieten sich bei den Windmühlen 1-3 bereits schöne fotografische Möglichkeiten. Nr. 4-7 liegen wenig exponiert, 18 und 19 habe ich nicht besucht. Das Highlight für mich ist der Gesamtblick auf die Mühlen 13-17.
Fotospots: Für diesen Gesamtblick bieten sich die Punkte F1-F3 an, durch deren Wahl die Verteilung der Mühlen im Bild perspektivisch variiert. Folgt man nach dem Überqueren der Holzbrücke (bei F1) dem Weg in südöstlicher Richtung, gibt es in regelmäßigen Abständen gute Möglichkeiten die Mühlen 13-17 einzeln zu fotografieren.
Die Illumination Week 2019 | Meine Erfahrungen
2019 fand dieses Ereignis in der Woche vom 02. bis zum 06. September statt, und nach der Enttäuschung bei meinem Erstbesuch Ende 2018 wollte ich ursprünglich 2-3 Tage gemeinsam mit ein paar Fotofreunden vor Ort sein. Aufgrund familiärer und beruflicher Verpflichtungen beschränkte sich die mir zur Verfügung stehende Zeit aber letztendlich auf einen einzigen Nachmittag/Abend.
Bei meiner Ankunft gegen 18:00 Uhr erwartete ich nach den Erfahrungen mit ähnlich populären Locations, dass der Bereich um den Fotospot F2 völlig überlaufen sein würde. Da dies glücklicherweise nicht der Fall war, blieb mir genügend Zeit zum Testen verschiedener Kompositionen, sowohl in Bezug auf eine Gesamtansicht, als auch für Fotos einzelner Windmühlen. Dabei stellte sich heraus, dass für mich ein Foto von einem Standpunkt östlich der Mühle 17 mit Blick in Richtung des Sonnenuntergangs nicht in Frage kam. Einerseits gab es keinen freien Blick auf das hübsche Mühlenensemble 13-17, andererseits wäre im Hintergrund ein moderneres Gebäude zu sehen gewesen, welches den Gesamteindruck des Bildes doch deutlich getrübt hätte.
Auf dem Pfad inmitten der beiden Wasserwege gibt es aber zwischen dem Schilf in regelmäßigen Abständen kleine Stege mit fortlaufender Nummerierung, die eine unverdeckte Ansicht auf die jeweils gegenüberliegende Windmühle ermöglichen. Um später in der Dunkelheit eine entsprechende Referenz zu haben, knipste ich - so wie nachfolgend zu sehen - mit dem Handy sowohl die Mühle, als auch die dazugehörige Stegnummer.
Irgendwann hatte ich mich auf einen favorisierten Platz für eine Einzelansicht festgelegt und ging gegen 19:30 Uhr zum Fotospot F2 zurück, um zum Anbruch der blauen Stunde zunächst die Gesamtansicht zu fotografieren. In der Zwischenzeit hatte sich der Bereich am Uferstreifen deutlich gefüllt, von allen Seiten strömten mehr und mehr Fotografen und Touristen herbei, um die beginnende Illumination nicht zu verpassen. Mit etwas Glück erwischte ich noch knapp einen guten Kamerastandpunkt, der fast 1:1 dem des Bildes aus 2018 entsprach. Ca. 15 Minuten später mussten sich einige schon mit der zweiten Reihe begnügen.
Beim Warten auf den Einbruch der Dunkelheit war ich mit einigen der anwesenden Fotografen ins Gespräch vertieft, als unter uns kurz Hektik aufkam: Obwohl es aufgrund eines Wolkenbandes im Westen nicht nach einem besonders spektakulärem Sonnenuntergang aussah, färbte sich der Himmel in unserem Rücken unvermittelt blutrot, so dass mancher der Versuchung erlegen war, seinen bisher hart verteidigten Platz aufzugeben. Im Nachhinein bin ich froh geblieben zu sein, denn schon nach sehr kurzer Zeit fand das Farbenspiel ein jähes Ende. Zum Höhepunkt der blauen Stunde fotografierte ich zunächst das Mühlenensemble, das ich aufgrund der fast identischen Komposition zum 2018er Bild und der sich wiederholenden Elemente “Repetitive” nannte, um anschließend, noch vor Anbruch der Dunkelheit, die Einzelaufnahme machen zu können:
Auf dem Rückweg zum beim Parkplatz P1 abgestellten Wagen fotografierte ich noch eine Gesamtansicht von der Holzbrücke aus, und lichtete auch die auf dem Weg liegenden Mühlen 1-3 ab. Die dabei entstandenen Bilder überzeugten mich aber nicht mehr, da es inzwischen einfach zu dunkel geworden war. Einerseits ist dann der Kontrast zwischen den Schattenbereichen und den hell erleuchteten Mühlen zu groß, andererseits bekommen die tief hängenden Wolken durch die Lichtverschmutzung eine bräunliche Farbe, die ich persönlich eher unattraktiv finde.
Um 23:00 Uhr machte ich mich in Erwartung einer 2,5-stündigen Rückfahrt auf den Weg nach Hause. Irgendwie ist es mir aber gelungen, mich aufgrund einer Autobahn-Vollsperrung derart zu verfransen, dass ich irgendwann völlig entnervt die Segel gestrichen, und in mein Navi stumpf die nächstgelegene Grenzstadt eingegeben habe. Im Endeffekt kam ich um 03:00 Uhr an und hatte somit noch satte 2 Stunden Schlaf, bevor ich um 06:00 Uhr wieder auf meiner Arbeitsstelle zu sein hatte. Trotz dieses suboptimalen Abschlusses bin ich froh es nach Kinderdijk geschafft zu haben, mir gefällt das neue Bild “Repetitive” deutlich besser als das 2018 entstandene Foto “High Expectations”.
Kinderdijk zur Illumination Week 2020 - ein paar Tipps
Illumination Week 2020
Auch dieses Jahr findet die Illumination Week wieder statt, und zwar vom 7. September bis zum 12. September 2020. Für den bloßen Zugang zum Gelände, um von dort die Mühlen zu fotografieren, musst du übrigens KEIN Ticket erwerben. Neben den angestrahlten Windmühlen werden aber noch weitere Highlights angeboten, nähere Informationen dazu findest du unter anderem hier.
Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?
Leider werden die Mühlen normalerweise überhaupt nicht, und während der Illumination Week 2020 nur von 20:00 Uhr bis 22:30 Uhr beleuchtet. Somit gibt es bedauerlicherweise keine Chance auf ein Foto Richtung Sonnenaufgang mit angestrahlten Windmühlen.
Der beste Aufnahmezeitpunkt
Für meine Begriffe liegt die optimale Aufnahmezeit in der blauen Stunde, wenn das Restlicht des Himmels eine ähnliche Helligkeit wie die angestrahlten Windmühlen hat. Sei aber trotzdem deutlich früher vor Ort, ansonsten wirst Du Probleme haben deinen Wunschplatz zu ergattern.
Objektiv & Stativ
Meine hier zu sehenden Aufnahmen sind alle im Brennweitenbereich von 34-70 mm entstanden. Mit einem Standardobjektiv 24-70 mm solltest Du also gut auskommen. Aufgrund der notwendigen längeren Belichtungszeiten ist ein Stativ unverzichtbar.
ND Filter
Bei meinen bisherigen Besuchen war das Wasser aufgrund des meist kräftigen Windes ziemlich unruhig. Um eine sauberere Reflexion zu erhalten, würde ich den Einsatz eines ND-Filters in Betracht ziehen. Die Belichtungszeit des Bildes “Repetitive” lag beispielsweise bei 30 Sekunden.
Die Holzbrücke (F1)
Die Holzbrücke bei F1 gehört zu den schönsten und beliebtesten Aufnahmestandorten, ist für Langzeitbelichtungen vom Stativ aber eher ungeeignet. Sobald jemand die Brücke überquert, vibriert sie recht stark und ruiniert so deine Aufnahme.
Ich hoffe, dass ich dir sowohl diese tolle Location, als auch die Illumination Week etwas näherbringen konnte, und wünsche dir viel Glück mit deinen Aufnahmen dort.
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