Die Insel Madeira bietet mit atemberaubenden Landschaften und dramatischen Küsten fantastische Möglichkeiten für unvergessliche Aufnahmen. In diesem Blogartikel stelle ich dir 8 Locations vor, die ich während meiner einwöchigen Fototour besucht habe und gebe dir neben präzisen Informationen zu den einzelnen Spots auch Tipps zur optimalen Ausrüstung mit an die Hand.
Durch einen Klick auf die nachfolgenden Locationbezeichnungen springst du direkt zu dem entsprechenden Detailabschnitt.
1 - MIRADOURO PONTA DA LADEIRA
ALLGEMEINES
Der Aussichtspunkt Ponta da Ladeira liegt in der Nähe von Porto Moniz im äußersten Nordwesten Madeiras. Von dort bieten sich zum Sonnenuntergang spektakuläre Ausblicke auf die steile Küstenlinie und das in der Ferne liegende, unbewohnte Dörfchen Fajã da Quebrada Nova, das erst seit einigen Jahren nicht nur ausschließlich per Boot, sondern inzwischen auch mit der Seilbahn erreichbar ist.
Das Auto kann man unmittelbar am offiziellen Aussichtspunkt abstellen und von dort aus fotografieren. Das wahre Potential dieser Location offenbart sich aber erst, wenn man sich die Mühe macht dem schmalen Trampelpfad zu folgen, der direkt von der Ecke des kleinen Parkplatzes in südwestliche Richtung verläuft (siehe Bild).
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Während die ersten Meter noch durch ein behelfsmäßiges Zäunchen gesichert sind, muss man beim folgenden, teils recht steilen Abstieg auf solche Annehmlichkeiten verzichten. Von daher sollte man, insbesondere an windigen Tagen, etwas Vorsicht walten lassen und nicht zu nahe an die am Ende fast senkrecht abfallenden Klippen herantreten. Mit festen Schuhen und genügend Trittsicherheit ist der 5-minütige Weg aber kein größeres Problem, und die herrliche Aussicht entschädigt allemal für die kleinen Mühen.
Ich habe diesen Spot zum Abend besucht, was sich als optimal herausstellte. Die in Blickrichtung rechts untergehende Sonne färbte nicht nur die vereinzelten Wölkchen, sondern tauchte die Steilklippe überhalb des Ortes Fajã da Quebrada Nova in wunderbar warm-weiches Licht.
Da mir in den ersten Aufnahmen eine Größenreferenz und ein visueller Fixpunkt fehlte, habe ich mich ausnahmsweise in bester Instagram-Manier kurzerhand selbst ins Bild integriert. Ohne einen funktionierenden Fernauslöser war die Umsetzung dieser Idee nicht so leicht (siehe Video).
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: moderat
Optimale Tageszeit: Sonnenuntergang
Ausrüstung: Weitwinkel (14-35mm), Fernauslöser für Selfie, festes Schuhwerk
2 - RIBEIRA DA JANELA
ALLGEMEINES
Diese markanten, bis zu 40 Meter hoch aus dem Meer ragenden Felsformationen liegen an der Nordwestküste Madeiras, nahe des Dorfes Porto Moniz.
Ein Besuch lohnt sich insbesondere am Morgen, da das warme Licht der aufgehenden Sonne die Felsen und das Meer von rechts beleuchtet, was dramatische und farbenreiche Bilder ermöglicht. Darüber hinaus ist um diese Tageszeit auch mit weniger Touristen zu rechnen.
Von den ausreichend vorhandenen Parkplätzen aus erreicht man nach nur knapp 2 Gehminuten den felsigen Strand.
Es spielt dabei eigentlich keine Rolle, ob man sich entscheidet, den Weg links zwischen den imposanten Felsen und dem Fluss entlangzugehen, oder ob man rechts die Treppe zum Tunnel durch die Klippen nutzt - beide Routen führen letztendlich zum gleichen Bereich des Strandes.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Ich war während meines Madeira-Aufenthaltes zwei Mal an dieser Location und habe dabei völlig unterschiedlich anmutende Bilder erhalten.
Während meines ersten Besuches habe ich einen tiefen Standpunkt möglichst nahe am Wasser bezogen, um die sich an den Steinen brechenden Wellen als rahmendes Element für die Felsnadeln nutzen zu können. Im Endeffekt hat es mich genau 365 Auslösungen gekostet, bis alle Variablen endlich meinen Vorstellungen entsprachen.
Während dieses Prozesses gab es mehrere Momente, in denen mich unerwartet hohe Wellen überraschten und meine Ausrüstung dadurch leider kleineren Salzwasserduschen ausgesetzt wurde.
Um diese Erfahrung reicher, habe ich bei meinem nächsten Besuch ein paar Tage später lieber respektvollen Abstand zum Meer gehalten:
An diesem Abend - nach einem enttäuschenden Sonnenuntergang und einer insgesamt unspektakulär verlaufenden blauen Stunde - ermöglichte eine Langzeitbelichtung von annähernd 6 Minuten bei schon deutlich fortgeschrittener Dunkelheit das leicht surreal wirkendes Ergebnis “An Angel Exposure”:
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Mit der im Mai rechts hinter den Felsen aufgehenden Sonne sind die Felsnadeln bei Ribeira da Janela eigentlich ein klassischer Morgen-Spot.
In der Dunkelheit vor Sonnenaufgang (oder nach Sonnenuntergang) ist eine Stirnlampe sehr hilfreich, um sich beim Annähern an die Wasserlinie zwischen den teils recht großen und rutschigen Steinen sicher orientieren zu können.
Zugänglichkeit: einfach bis moderat (je nach Nähe zur Wasserlinie)
Optimale Tageszeit: Sonnenaufgang
Ausrüstung: Weitwinkel (14-24mm), Stirnlampe, rutschfestes Schuhwerk
Bonus-Tipp: Achtung vor den Wellen:
3 - FANAL
ALLGEMEINES
Der Fanal-Wald befindet sich im Laurisilva-Waldgebiet im Nordwesten Madeiras, einem uralten Lorbeerwald, der seit 1999 als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt ist. Er liegt in der Nähe der Hochebene Paúl da Serra und ist bekannt für seine markanten Bäume, die im Zusammenspiel mit dem hier oft auftretenden Nebel eine ganz besondere Stimmung erzeugen können.
Von Funchal aus kommend erreicht man nach einer guten Autostunde den in unmittelbarer Nähe zum Wald liegenden Parkplatz. Der Zugang ist ganzjährig rund um die Uhr kostenfrei möglich.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Der Wunsch nach einem Besuch des Fanal-Waldes war der primäre Grund für die Fotoreise nach Madeira, und gleich am ersten Tag hatte ich das Glück mit den erhofften nebligen Bedingungen arbeiten zu können.
In dem Making-Of zur Bilderserie “Fanal Magic” berichte ich ausführlich von dem Eindruck, der das orientierungslose Umherwandern zwischen fantastischen Baumwesen, grasenden Kühen und deren Hinterlassenschaften auf mich gemacht hat.
In einer mir unbekannten, und dazu im dichten Nebel liegenden Landschaft war das mit Sicherheit eines der prägendsten Erlebnisse meiner Tour.
De facto ist der in Fanal auftretende Nebel meist dadurch bedingt, dass man sich inmitten tiefer Wolken befindet, die über die Hochebene ziehen. Es ist dadurch nicht nur deutlich kühler, sondern vor allen Dingen auch feuchter. Nach mehreren Stunden des Fotografierens war ich bis auf die Haut durchnässt und hätte gerne regenfeste Kleidung oder Wechselwäsche dabei gehabt. Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang mal wieder die einfache Duschhaube, die ich zwischen den Aufnahmen über das Objektiv gezogen habe, um Regentropfen auf dem Objektiv zu vermeiden.
Die entstandenen Bilder von dort fielen allesamt in den Brennweitenbereich von 15mm bis 40mm, wobei nicht nur bildgestalterische Gründe ausschlaggebend waren:
Für einige Kompositionen hätte ich durchaus gerne ein Teleobjektiv genutzt, doch bei dem dadurch resultierenden größeren Abstand zu den Bäumen wäre das Motiv im teils dichten Nebel kaum noch sichtbar gewesen, so dass ein ständiges Abwägen und Anpassen zwischen Idee und Umsetzbarkeit nötig war.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: einfach
Optimale Tageszeit: ganztägig bei Nebel
Ausrüstung: Weitwinkel (14-24mm) + Standardobjektiv (24-70mm), Regenschutz für Kamera/Objektiv
Bonus-Tipp: etwas wärmere, regenfeste Kleidung und/oder Wechselwäsche mitbringen.
4 - PONTA DO SOL
ALLGEMEINES
Die malerische Gemeinde Ponta do Sol gilt als einer der sonnigsten Orte Madeiras. Die Stadt, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert hat, befindet sich rund 20 Kilometer westlich von Funchal an der Südküste.
Trotz moderner Entwicklungen und der inzwischen erreichten Ausdehnung vom hübschen Strand bis hinauf in die Berge konnte sich der Ort seinen historischen Zauber durch die charmanten alten Gebäuden und die verwinkelten Gassen bewahren.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Obwohl meine Unterkunft für den einwöchigen Madeira-Aufenthalt in Ponta de Sol lag, habe ich den Ort praktisch nur zum Schlafen und Einkaufen genutzt - zu zahlreich und verlockend waren die anderen Spots, die auf meiner Location-Liste standen.Das hier entstandene Bild “Split Worlds“ ist aus der Not heraus geboren worden: Nach einer schlaflosen Nacht und der anschließenden Sonnenaufgangs-Session am Miradouro do Abismo habe ich mich gegen Mittag schlafen gelegt und bin erst kurz vor Sonnenuntergang wieder aufgewacht.
In Anbetracht des verbliebenen, engen Zeitfensters blieb mir nichts anderes übrig, als irgendwo vor Ort zu fotografieren. Da ich das Auto direkt an der strandnahen Straße abstellen konnte, waren es nur wenige Meter bis zum Kai, von dem man einen schönen Blick auf die Stadt und die dahinter liegende Küste hat. Glücklicherweise bot Ponta do Sol an diesem Abend einen jener farbenfrohen Sonnenuntergänge, für die der Ort bekannt ist. Mithilfe der Timeblend-Technik ist so, trotz meines Verschlafens und der knappen Zeit, doch noch ein hübsches Bild entstanden.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: einfach, Parkplatz in der Nähe
Optimale Tageszeit: Sonnenuntergang bis blaue Stunde
Ausrüstung: 14-24mm oder 24-70mm | Stativ
5 - MIRADOURO DO VEU DA NOIVA
ALLGEMEINES
An der Nordküste Madeiras, zwischen den Ortschaften Seixal und São Vicente, bietet der Aussichtspunkt Véu da Noiva einen spektakulären Blick auf den Wasserfalls Véu da Noiva (Brautschleier) und die dramatische Küstenlandschaft dahinter. Der rasche Rückzugs der Küste infolge vertikaler Erosionsprozesse führte zu der heute zu sehenden überhängenden Mündung des Flusses João Delgado.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Ab dem späten Nachmittag bis zum Sonnenuntergang fällt das Licht günstig auf den Wasserfall und die Küste, wodurch Farben und Kontraste intensiviert werden - sofern die Sonne sich denn zeigt. An dem wolkenverhangenem, regnerischen Abend meines Besuches war mir dieses Glück leider nicht vergönnt.
Trotz der ungünstigen Wetterprognose hatte ich darauf gehofft, dass die Sonne zumindest kurz durchbrechen würde. Vor Ort wurde mir aber schnell klar, dass aus dem geplanten, farbenfrohen Sonnenuntergangsbild nichts werden würde.
Meiner Erfahrung nach nutzt es in solchen Situationen
wenig, wenn man gegen die nunmal vorhandene Lichtsituation arbeitet. Aufgrund der ohnehin kaum vorhandenen Farben an diesem trüben Tag setzte ich auf ein Schwarzweiß-Bild mit starken Tonalitätskontrast. Durch die 4-minütige Langzeitbelichtung wurden sowohl das Meer, als auch der Himmel glattgezogen, so dass sich auch ein netter Texturkontrast zur schroffen Küste ergab.
Das Bild “White Falls” entstand übrigens nicht von der offiziellen, mit einem Stahlgeländer gesicherten Aussichtsplattform, sondern von der vorgelagerten Rasenfläche. Das dafür nötige Erklimmen der kleinen Mauer war unproblematisch.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: einfach, Parkplatz in der Nähe
Optimale Tageszeit: Abendliche goldene Stunde
Ausrüstung: Standardobjektiv (24-70mm), Stativ für LZB
Bonus-Tipp: Nutzen der Rasenfläche vor dem Aussichtspunkt
6 - CURRAL DAS FREIRAS
ALLGEMEINES
Etwa 15 Kilometer von Funchal entfernt liegt das Bergdorf Curral das Freiras, das in einem tiefen Tal eingebettet ist. Der Name bedeutet wörtlich „Nonnenstall“, wird aber heute eher mit "Tal der Nonnen” übersetzt. Ursprünglich trug der Ort den Namen Curral da Serra (Bergstall), doch 1566 suchten Nonnen aus Funchal hier Zuflucht, um sich und ihren Klosterschatz vor Piraten und Raubzügen zu schützen. Die abgelegene Lage und schwierige Zugänglichkeit des Ortes machten ihn damals zu einem idealen Versteck.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Nach meiner Ankunft am Parkplatz des Hotels “Eira Do Serrado”, das am Ausstieg des sogenannten Nonnenpfades liegt, ließ ich zum Scouten meinen schweren Kamerarucksack zunächst im Auto.
Das war sicherlich nicht die dümmste Entscheidung meines Lebens, da ich auf der Suche nach einem mir optimal erscheinenden Aufnahmestandpunkt viele Kilometer bergab (und anschließend auch wieder hinauf) ging. Nach Durchsicht der dabei mit dem Handy aufgenommenen Fotos entschied ich mich letztendlich für einen Aufnahmestandpunkt, der relativ nah am Parkplatz lag.
Um die 5 Stunden bis zur Abenddämmerung zu überbrücken, besuchte ich den eine halbe Autostunde entfernten Berg Pico do Arieiro - Madeiras dritthöchste Erhebung. Leider zogen bei meiner Ankunft dichte Wolken auf, die die Sichtweite auf nur wenige Meter begrenzten. Da auch nach einer Stunde des Wartens nicht mit einem Aufklaren des Himmels zu rechnen war, machte ich mich mit leeren Händen - aber offenen Augen - wieder auf den Rückweg zum Nonnental. Und tatsächlich ging mir dann am Miradouro do Paredāo noch ein kleiner Beifang ins Netz: “The Pride of Madeira”.
Zurück am Parkplatz des Hotels “Eira Do Serrado” machte ich mich mit meiner Ausrüstung auf den Weg zu dem am Nachmittag gefundenen Standpunkt. Dort angekommen, baute ich die Kamera auf und nahm letzte Feinjustierungen an der Komposition vor.
Während die Dunkelheit langsam hereinbrach, die Lichter des Ortes erwachten und bis auf gelegentliches Hundegebell absolute Stille und Ruhe herrschte, nahm ich das Bild “Down in The Valley” auf.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: einfaches bis moderat, je nach Wahl des Aufnahmestandpunktes. Parkplatz liegt in der Nähe
Optimale Tageszeit: Früher Morgen (wenn die aufgehende Sonne das Tal beleuchtet), oder abendliche blaue Stunde.
Ausrüstung: Standardobjektiv (24-70mm), Stativ für LZB, Stirnlampe für Wege in der Dunkelheit.
7 - MIRADOURO DA PEDRA FURADA
ALLGEMEINES
Der Aussichtspunkt Pedra Furada (manchmal auch als Miradouro do Caniçal bezeichnet) liegt im Osten Madeiras und bietet einen spektakulären Blick auf eine Atlantikbucht, die von schroffen Steilfelsen umfasst wird. Von Funchal aus ist diese Location in einer guten halben Stunde mit dem Auto erreichbar, welches praktischerweise nur wenige Meter entfernt geparkt werden kann.
Aufgrund der östlichen Blickrichtung wird dieser Aussichtspunkt oft als Morgen-Spot empfohlen, aber auch am Abend - wenn das warme Licht der untergehende Sonne die vor einem liegende Küstenlinie zum Leuchten bringt - weiß dieser Blick zu überzeugen.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Für den Abend meines Besuches des Pedra Furada Aussichtspunktes war eigentlich nicht damit zu rechnen, dass die Sonne im Laufe des Untergangs durch die prognostizierte geschlossene Wolkendecke brechen würde.
Nach dem altbewährten Motto “You gotta be in it to win it” machte ich mich dennoch auf den Weg und erkundete nach meiner Ankunft mögliche Aufnahmestandorte und Kompositionsmöglichkeiten. Recht schnell legte ich mich auf die in dem oben gezeigten Bild “Light Kicker” zu sehende Bildgestaltung fest, bei der ich nicht nur einen schönen Gesamtblick auf die Bucht zeigen, sondern auch mit dem am unteren linken Bildrand befindlichen Felsüberhang einen blickführenden Verweis zurück auf den Beginn der Steilküste implementieren konnte.
Als Hauptaufnahme sollte ein mit 30mm Brennweite langzeitbelichtetes Querformatbild dienen. Vorsichtshalber baute ich aber zusätzlich meine Zweitkamera mit dem Ultraweitwinkel-Objektiv auf, um auch ein Hochformat umsetzen zu können.
Nach dem Finetuning beider Kompositionen blieb mir nichts anderes übrig, als in den verbleibenden zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang auf ein kleines Wunder in Form einer Wolkenlücke zu hoffen. Ein insgesamt recht langweiliges Unterfangen, zumal ich an diesem Abend den Spot für mich hatte - und sich somit keinerlei Gelegenheit für einen kleinen Plausch mit Gleichgesinnten bot.
Nur 20 Minuten vor dem Versinken der Sonne ging alles plötzlich ganz schnell. Zwei junge Damen tauchten auf einem Motorroller auf, zückten ihre Kameras und begannen sofort mit einem für meine Begriffe zunächst deutlich übertriebenem Enthusiasmus zu fotografieren. Als ich meinen Blick wieder der vor uns liegenden Bucht zuwandte, stieg das Verständnis für die Begeisterung der beiden jungen Frauen schlagartig: Die vor uns liegende Szene hatte sich innerhalb von Sekunden komplett verändert. Gerade noch flache Kontraste und matte Farben waren einer dramatischen Lichtstimmung gewichen, in der Teile der Steilküste vor dem wolkenbedeckten Himmelshintergrund in intensiv warmen Rot- und Orangetönen leuchteten.
Mir blieb gerade genug Zeit, um die Verschlusszeiten beider Kameras an die neuen Gegebenheiten anzupassen, die Langzeitbelichtung meiner Hauptkamera zu initiieren und eine Belichtungsreihe mit der D750 anzufertigen, bevor der Lichtzauber ebenso abrupt endete, wie er begonnen hatte.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: extrem einfach, Parkplatz liegt in unmittelbarer Nähe
Optimale Tageszeit: Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, goldene Stunde
Ausrüstung: Weitwinkel oder Standardobjektiv, Stativ für Langzeitbelichtung
8 - MIRADOURO DO ABISMO
ALLGEMEINES
Der Aussichtspunkt “Miradouro do Abismo” an der Ponta da São Lourenço liegt noch ein kleines Stück östlicher als der zuvor vorgestellte “Miradouro da Pedra Furada”. Er befindet sich in einer Höhe von gut 100 Metern auf einer Steilklippe oberhalb der Küste und bietet einen atemberaubenden Blick auf die östlichsten Ausläufer Madeiras.
Seit 2023 bedarf es für diesen Teil der Insel einer Zugangserlaubnis, die vor Ort gegen eine kleine Gebühr ausgestellt werden kann. Aktuelle Informationen zu diesem Thema erhält du hier.
Von Funchal aus ist der diesem Spot nächstgelegene Parkplatz nach ca. 40 Minuten erreichbar, danach hat man dann noch einen moderat ansteigenden Fußweg von ungefähr 15 Minuten vor sich. Zu Beginn folgt man noch dem ausgeschilderten Wanderweg PR 8, bevor die zweite Hälfte (ab 32.7459167, -16.6994722) über erahnbare Trampelpfade querfeldein zu einer kurz darauf sichtbaren Gipfelmarkierung führt. Für Menschen mit Höhenangst ist dieser Aufnahmestandpunkt übrigens nicht zu empfehlen, da man sich doch sehr nahe an den senkrecht abfallenden Steilklippen bewegen muss.
PERSÖNLICHE ERFAHRUNG
Beim Besuch des Miradouro do Abismo bin ich in der morgendlichen Dunkelheit stumpf zu einem falschen Spot gelaufen. Zu meiner Entschuldigung darf ich vortragen, dass ich ausnahmsweise nicht gut recherchiert hatte, da die Entscheidung für das Ansteuern der spektakulären Location erst 3 Stunden vor Sonnenaufgang getroffen wurde: Um 4:00 Uhr nachts hatte ich meine vergeblichen Bemühungen in den Schlaf zu finden endgültig aufgegeben und anschließend die Wetterprognose gecheckt, die Hoffnung auf eine hübsche Morgenröte machte. Der Miradouro do Abismo erschien mir daher ein lohnendes Ziel zu sein.
Gegen 5:30 Uhr erreichte ich den Parkplatz, und wähnte mich bald, hundemüde den Wanderweg PR 8 entlangstolpernd, auf der Zielgeraden zum Aussichtspunkt. Blöd nur, dass ich bereits zu weit gelaufen war und mich zu meinem eigenen Erstaunen am Miradouro de São Lourenço wiederfand.
Offensichtlich hatte ich in der Dunkelheit die Gipfelmarkierung übersehen! Inzwischen hatte sich der insgesamt noch recht dunkle Himmel schon leicht gefärbt und mir war klar, dass mir die Zeit davonlief. Um es mit Schiller zu sagen: “Die Angst beflügelt den eilenden Fuß …” - jetzt hatte es sich ausgestolpert, jetzt wurde gerannt!
Wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, dass sich zu diesem Zeitpunkt bereits ein anderer Fotograf am angestrebten Aussichtspunkt befand, wäre ich wahrscheinlich erneut zu weit gelaufen.
So aber konnte ich mich am Licht seiner Stirnlampe orientieren und kämpfte mich nach dem Spurt mit dem schweren Kamerarucksack ausgerechnet an der Stelle mit der größten Steigung zum Gipfel hoch. Mit 180 Puls und schwitzend wie ein Schweinchen erreichte ich gerade noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang den Aussichtspunkt.
Leider blieb mir für das sorgfältiges Ausarbeiten einer optimalen Komposition keine Zeit, so dass ich vorsichtshalber auf ein mit 14mm Brennweite extrem weitwinkliges Querformat setzte. Durch die hohe Auflösung meiner Nikon D850 bewahrte ich mir auf diesem Wege zumindest noch die Möglichkeit, die Bildgestaltung in der Nachbearbeitung durch gezieltes Beschneiden des Bildes zu beeinflussen.
Aufgrund des enormen Kontrastumfangs der Szenerie habe ich für das Bild “Lourenco Rising” im Verlauf des Sonnenaufgangs mehrere 7er-Belichtungsreihen aufgenommen.
Da ich die Kamera dabei in unveränderter Position auf dem Stativ ließ und nur die Belichtungszeiten den sich stetig verändernden Lichtverhältnissen anpassen musste, nutzte ich meine Zweitkamera mit dem 24-70 Objektiv, um die in meinem Rücken liegende Küstenlandschaft aus der freien Hand zu fotografieren.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zugänglichkeit: einfach (wenn man den richtigen Weg kennt), aber Vorsicht: Spot liegt direkt an einer 100 Meter weit abfallenden Steilküste!
Optimale Tageszeit: Sonnenaufgang, frühe blaue und goldene Stunde
Ausrüstung: Weitwinkel und Standardobjektiv, Stativ für LZB
Bonustipp: Den richtigen Weg im Vorfeld bei Tageslicht scouten
Wenn diese Übersicht über die von mir besuchten Locations auf Madeira für dich von Nutzen ist, hilfst du mir wiederum sehr, wenn du dich über untenstehendes Formular für den Email-Service von bilderschmied.com registrierst.
Nach der kostenlosen Anmeldung werde ich dich zukünftig drei bis vier Mal im Jahr über hier neu erschienene Artikel und eventuelle Rabattaktionen für den Shop-Bereich meiner Website informieren.
Ich freue mich natürlich auch über Kommentare, Verbesserungsvorschläge und Rückmeldungen in Bezug auf deinen eigenen Besuch der hier vorgestellten Locations!